Die Kanonade

Die Kanonade bei den Hehlentorschen Schützen
Knapp sechs Jahrzehnte - Laden - Stopfen - Böllern

Im Jahre 1956 haben sich drei verdiente Schützenbrüder zusammengetan, um das erste Mal nach dem 2. Weltkrieg das Schützenfest beim Wecken mit Böllern zu beginnen. Sie luden, Sie stopften und zündeten die Lunten der drei Kanonen. In der ganzen Stadt, vor allem im Hehlentor erschreckten sich die Leute und fielen schon mal " aus den Betten". Um das Böllern durchzuführen, war eine Genehmigung erforderlich. Diese hat das Ordnungsamt der Stadt Celle erteilt. Diesen Spaß mit Blick auf die Geschichte und Tradition haben sich die Altkanoniere Walter Schulz, Henry Walter und Hans Blum damals nicht nehmen lassen, wenn Sie am Sonntagmorgen um 6.00 Uhr mit drei Böllerschüssen intern das Schützenfest eröffneten. Dies begann mit dem Weckumzug im Hehlentorgebiet. Dabei kam es schon mal vor, daß ein Blumentopf durch die Druckwelle des Böllerns von der Balkonbrüstung fiel. Die Ladung für die Rohre war zwei Schnapsgläser Schwarzpulver pro Kanone. Dann wurde mit Zeitungspapier gestopft, die Luntenöffnung mit Zündpulver versehen, um mit einem Stück Lunte die Zündung durchzuführen berichtet Hans Blum.

Wo aber kamen die Kanonen her?
Die Kanonen, die Hehlentorschen haben bis dato drei an der Zahl, sind mittlerweile in die Jahre gekommen und weisen ca. 90 Jahre auf. Leider konnte nicht genau hergeleitet werden, wann und wo Sie genau hergestellt und zum aller ersten mal abgeböllert wurden. Man weiß nur, daß Sie damals nach dem 1. Weltkrieg in den Zwanzigern vom damaligen ansässigen Bohrmeister Hildebrand angefertigt wurden. Nach Überlieferung von Hans Blum und Henry Walter wurden Sie nach dem 2. Weltkrieg auf einem Dachboden nach gut 30 Jahren entdeckt. Dies passierte in der Petersburgstraße beim ehemaligen Mitglied von der Brelje. Sofort war Walter Schulz im wahrsten Sinne des Wortes " Feuer und Flamme ", daß man Sie wieder nutzen könnte. Bevor es jedoch zum ersten Böllerschuß kam, entrosteten und säuberten die Kanoniere die Schmuckstücke und stellten auch die Zündvorrichtung wieder her. Im Anschluß sorgten der damalige Schmied Friedrich Hager und Malermeister Paul Großkopf dafür, daß die Lafetten, die Holzräder und die Kanonenrohre mühevoll aufgearbeitet und gestrichen wurden. Doch bevor der erste Böllerschuß abgegeben werden konnte, erforderte es noch eine TÜV-Abnahme. Diese wurde durch das Ordnungsamt vorgenommen und bestätigte den Gebrauch der Kanonen. Schwarzpulver wurde anfangs beim Händler Erich Döll gekauft, bis dann der Golfkrieg ausbrach und in Deutschland der Schwarzpulververkauf untersagt wurde. Hier hat uns dann der damalige Oberfeldwebel Krößmann von den Reservisten geholfen, mit Seinem Sprengschein doch den Kauf zu ermöglichen.
So haben sich bis heute nach knapp sechs Jahrzehnten einige Dinge geändert. Früher wurde an der Ecke Braunhirschstraße / Georg-Wilhelm Straße geböllert. So erschallt es heute am eigenen Schützenheim in der John-Busch-Straße. Damals wurden noch Lunten verwendet, heute geht das per Elektronik. Und auch bei den Kanonieren gab es natürlich unvermeidliche Generationswechsel. Anfänglich noch mit den oben aufgeführten Kanonier Walter Schulz wurde Manfred Lehmann in die Riege aufgenommen. Dieser hat dann nachfolgend den mittlerweile vier ausgebildeten Kanonieren - Dieter Wiechmann, Andreas Nieber, Holger Stannebein und Michael Buske Seinen Erfahrungsschatz weitergegeben. Nun sorgen Diese mit Spaß und Sorgfalt dafür, daß die Bewohner des Hehlentorgebietes nach alter Tradition aus den Federn geholt werden. Zwar nicht mehr mit den Kanonen, da Sie alters - und sicherheitsbedingt in den Ruhestand verabschiedet wurden, sondern nun mit eigens organisierten Handböllern. Bis heute kommen noch u.a. die Majestäten, die Ortsbürgermeisterin in den Genuss mit einem lauten Knall geweckt zu werden.

Also wenn es wieder heißt an einem Sonntag morgen, im Juli, um 6 Uhr, rumms, rumms, rumms so ist das der Beginn unserer fünften Jahreszeit.

v.l. Walter Schulz, mit Kanonen v.l. Manfred Lehmann, Henry Walter u. Hans Blum
heutige Kanoniere Dieter Wiechmann, Andreas Nieber, Holger Stannebein u. Michael Buske


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